In der Vergangenheit lag Pruszcz Gdański an einem Lagunensee, der die Stadt direkt mit dem Meer verbunden hat. Gleichzeitig war diese Gegend eine der Schlussstationen auf der Route, die die bernsteinreiche Küste der Ostsee mit den Gebieten des Römischen Reichs verbunden hat. Die Lage an dem damaligen See hat sowohl die Entwicklung der Handelskontakte geprägt, als auch die Diät der Einwohner mit aus dem Meer stammenden Produkten bereichert. Außer den hydrologischen Faktoren hat auch die günstige Gestaltung der Tiefebene die Entwicklung der Ansiedlung beeinflusst und natürlich auch die fruchtbaren Böden an der Grenze zwischen Weichselwerder und der Ostpommerschen Küste. Zwischen dem 2. Jahrhundert v. Ch. Und dem 5. Jahrhundert der Neuzeit gehörte das Gebiet, auf dem das heutige Pruszcz Gdański liegt, zusammen mit der nahliegenden Gegend, zu den bedeutendsten Siedlungskomplexen Pommerns. Die gefundenen Relikte der Bebauung und Nekropole betonen die Stärke der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Bewohner dieser Gebiete, die mit der Oxhöft-Kultur und später mit der Wielbark-Kultur identifiziert werden. Die Pruszcz-Gegend war ein wichtiges Zentrum des lokalen, aber auch fernen Handels. Dank der archäologischen Analyse der zahlreichen und in der Größe weitläufigen Friedhöfe weiß man, dass diese Region sehr dicht besiedelt war. Zahlreiche Münzfunde, aber auch Waren und Gegenstände, die aus dem Gebiet des Imperium Romanum importiert wurden, die innerhalb der Stadtgrenze von Pruszcz Gdański gefunden werden, weisen auf die bedeutende Rolle der Handelskontakte auf. Die Einwohner der Stadt mussten den Ankömmlingen auch viel anzubieten haben. Die sehr reich ausgestatteten Grabstätten sind ein zusätzlicher Nachweis der hohen Entwicklung der damaligen Gesellschaft.
Die ältesten Beschreibungen der archäologischen Funde aus Pruszcz Gdański stammen schon vom Ende des 19. Jahrhunderts und die frühesten archäologischen Untersuchungen hat man hier am Anfang des 20. Jahrhunderts geführt. Leider ist die Mehrheit der Funde aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg entweder verloren gegangen oder zerstört geworden. Mit intensiven Forschungs-arbeiten hat man erneut in den 60-er Jahren angefangen und sie in den kommenden Jahrzehnten fortgesetzt, was mit dem Ausbau der Stadt verbunden war.
Die Rekonstruktion der Handelsfaktoria und der Internationalen Bernsteinroute aus der Zeit der römischen Einflüsse in Pruszcz Gdański ist ein einmaliges touristisch-archäologisches Vorhaben in ganz Polen.
Die Verwirklichung dieses Projekts stärkt die touristische Attraktivität Pommerns und trägt zur Werbung für das Kulturerbe der Ostsee bei. Das Thema der Bernsteinroute und des Handelsaustausches mit römischen Provinzen bildet ein wichtiges Element der Errungenschaften der Kultur in diesem Teil Europas und in der Region Pommern. Die Handelsfaktoria besteht aus: des Hauses des Dorfvorstehers – mit Museumsausstellung, der Markthalle – einem Ort der Treffen mit lebendiger Archäologie und Rekonstruktionen der Häuser des Bernsteinmeisters und des Schmiedes und ist als Ort konzipiert worden, an dem sich neue Technologien mit dem Reichtum der archäologischen Sehenswürdigkeiten und der Schönheit der Bernsteinexponate treffen. Das Ergebnis dieses Vorhabens ist ein außergewöhnlich interessantes Objekt, in dem man sich sowohl erholen kann, aber auch etwas über das Leben vor 2 Tausend Jahren erfahren kann.